Die Deutsche Bank – und kein Ende der Gier

Von Ralf Heß

© Wecand

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Die neuesten Ermittlungen der New Yorker Staatsanwaltschaft gegen die Deutsche Bank (DB) offenbaren immer mehr, von welcher Hybris das Institut befallen ist. Es wird immer deutlicher, dass die Deutschbanker bereit sind für die eigene Rendite jegliche juristischen Grenzen zu ignorieren. Derzeit ist das Institut in den Schlagzeile, weil bei dem ehemaligen Tochterunternehmen MortgageIT über Jahre hinweg systematisch die Risiken der vergebenen Immobilienhypotheken verheimlicht wurden. MortgageIT wurde 2006 von der DB aufgekauft, um durch das Unternehmen größere Synergieeffekte im Geschäft mit Immobilienkrediten in den USA zu erzeugen. Phil Weingord, damaliger DB-Geschäftsbereichsleiter Global Markets in Amerika, sagte 2007 über den Deal: „Der Erwerb eines erstklassigen Immobilienfinanzierers wie MortgageIT passt hervorragend zu unserer Strategie“.

Wie sich nun herausstellte hat MortgageIT die Berichte eines externen Prüfungsunternehmens über die außerordentlich hohen Risiken der Kreditnehmer in einem Schrank verschwinden lassen, um auf diese Weise an Bürgschaften der US-Regierung für etwaige ausfallende Kredite zu gelangen. Die New Yorker Staatsanwaltschaft wirft dem Unternehmen Betrug vor und fordert von der DB eine Mrd. US-$ zurück.

Doch nicht nur in New York kommen interessante Details über die Bank ans Tageslicht. Auch auf der anderen Seite des amerikanischen Kontinents droht dem Unternehmen ein Verfahren. Die Staatsanwaltschaft Los Angeles wirf der Bank ebenfalls Betrug vor. Dort soll das Institut Mieter drangsaliert und unrechtmäßig aus ihren Häusern und Wohnungen vertrieben haben, um die Immobilien einer Zwangsversteigerung zuführen zu können. Der rechtliche Hebel der Staatsanwaltschaft ist – insbesondere im Zuge der Finanzkrise – durchaus interessant. In bestimmten US-Bundesstaaten kann ein Haus nur vom Besitzer selbst geräumt werden. Da die DB jedoch die Hypotheken der Häuser und Wohnungen vor dem Zusammenbruch der Immobilienmärkte verkauft hat, ist derzeit völlig unklar, wer diese Besitzer eigentlich sind. Die DB selbst tritt ausschließlich als Treuhänder auf und schiebt die Schuld auf ein Unternehmen, das mit der Zwangsvollstreckung beauftragt war.

Auch in Europa ist die Bank immer wieder durch ihre Geschäftstätigkeit aufgefallen. Im Zusammenhang mit dem Fastzusammenbruch der Mittelstandsbank IKB wurde der DB vorgeworfen tief in das Desaster verwickelt zu sein. So wurde die Vermutung laut, die Bank habe gleichzeitig auf den Ausfall von verbrieften Hypotheken gewettet und diese als ausfallgefährdet eingestuften Derivate munter weiter verkauft – unter anderem an die IKB. Die aufgrund dieser Geschäfte später nötig gewordene Rettung der IKB kostete den Staat mehr als 10 Mrd. €. Der DB konnte letztendlich kein gesetzwidriges Verhalten vorgeworfen werden.

Die immer wiederkehrenden Vorwürfe und Ermittlungen gegen die Bank, lassen derweil nichts gutes erahnen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis weitere unangenehme Fakten über die Deutschbänker herauskommen. Ob es jedoch irgend einer Staatsanwaltschaft oder Regierung gelingen wird, die DB in Zukunft an die Kandarre zu legen, ist mehr als fraglich. Denn „Too big to fail“ gilt auch hier. Die Bank ist schlicht zu groß, um wirkungsvoll gegen sie vorgehen zu können. Und damit ist auch klar, dass die Deutsche Bank weitermachen wird, als wäre im Frühjahr 2007 nichts passiert. Die Bank wird weiterhin exorbitante Gewinne einfahren und die Regierungen werden schlussendlich für die dadurch entstehenden Schäden die Zeche bezahlen müssen. Eine Verkleinerung der Bank, was dies in Zukunft verhindern könnte, ist ohne einen immensen Schaden für das globale Finanzsystem derzeit nicht vorstellbar. Ein Ende dieses Kreislaufes wird es also wohl erst dann geben, wenn auch die starken Staaten an der Grenze ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit angekommen sind.

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